Radtour ums Kap von Südafrika: mentale Hürden überwinden

Radtour Cape Aghulas Südafrika

Mentale Stärke ist nicht nur ein Spruch! Komm mit mir auf ein Workation-Abenteuer – mit dem Rad durch Südafrika. In dem Artikel erfährst du

Die gesamte Strecke der Radtour: Stellenbosch – Hermanus – Cap Aghulas – Caledon – Franschoek – Stellenbosch

Teil 1 der Radtour: Stellenbosch - Hermanus - Cap Aghulas

Dem Winter in Deutschland entfliehen und dort leben, wo es warm ist und das tiefe Blau des Meeres in der Sonne glitzert. Südafrika. Mein Mann und ich waren schon dreimal dort und haben uns in das Land und die Menschen dort verliebt.

 Für Meeresliebhaber ist es die perfekte Kombination aus tiefblauem Meer und majestätischen Bergmassiven. Im Westen säumt der Atlantik und im Osten der indische Ozean die feinsandigen und felsigen Küsten des Landes. Dazu kommen Traum-Radstrecken mit Aussichten, die ihresgleichen suchen.

Südafrika bietet nicht nur atemberaubende Landschaften und herzliche Gastfreundschaft, sondern auch die perfekte Kulisse, um Work-Life-Balance und Well-Being zu fördern. Die Radtour von Stellenbosch über Hermanus bis Cap Aghulas ist nicht nur Abwechslung und mehr Abenteuer, sondern sie sorgt führt mehr Ausgeglichenheit im Alltag. Die sportliche Betätigung in der Natur machen den Geist frei und den Körper glücklich – meistens ;-).

Jetzt leben und arbeiten wir für meistens 3 Monate im Jahr in Südafrika – im Workation Modus.

Während unserer ersten langen Reise haben wir früh die Erfahrung gemacht, dass wir Struktur und Routinen brauchen. Immer wieder hinterfragen wir uns, ob wir zu wenig unternehmen und zu viel arbeiten und umgekehrt. Vielleicht kennst du das Gefühl, die Zeit zu verdaddeln und zu wenig zu schaffen? Dabei bist du es selbst, die sich Druck macht. Bei mir ist es so, wenn sich meine Wangenmuskeln verkrampfen und der Kiefer hakt, spätestens dann weiß ich, dass ich lockerlassen darf. Beobachte dich selbst: wie verhält sich dein Körper, wenn du dich gestresst fühlst? 

Soforthilfe: lockerlassen und tief ein und ausatmen. Im besten Fall aufstehen und ein paar Schritte draußen gehen.

Immer öfter gelingt es mir in diesen Momenten in mich zu hineinzuhorchen und zu hinterfragen, woher dieses Gefühl des Gestresstseins kommt. Ich gehöre zur Generation X und bin mit Statussymbolen, Karriere, und dem Anspruch stark zu sein, aufgewachsen, vor allem als Frau. Teile davon trage ich immer noch in mir, denn sie gehören zu mir und machen mich als Persönlichkeit aus.

Inzwischen habe ich gelernt, meinen Gedanken im Kopf nicht bedingungslos zu vertrauen, sondern sie zu hinterfragen. Die Gedanken, die mir suggerieren, dass ich hinterherhinke, kommen in Momenten, wo ich mich unsicher fühle, mir von außen Bestätigung wünsche, die jedoch nur ich mir selbst geben kann. In diesen Momenten bin ich nicht produktiv, geschweige denn kreativ. Bestimmt kommt dir das bekannt vor, oder?

Statt also verkrampft einen Blogartikel zu schreiben, gehe ich raus in die Natur, ans Meer und lasse mir den Wind durch die Haare pusten. Fokus auf den Moment. Im Jetzt sein. Und vor allem draußen sein und die frische Luft spüren. Probiere es aus: du wirst den Unterschied spüren und viel produktiver sein.

In einem dieser Augenblicke entstand in mir der Wunsch, dass ich meine Lebensgalerie mit weiteren Kunstwerken füllen möchte, Kunstwerke, die in meiner Erinnerung haften bleiben, von denen ich zehren kann, die mich vereinnahmen und mich lebendig fühlen lassen. Bunt und wild. Unser Gehirn merkt sich die Hoch- und Tiefpunkte, die Vielfalt im Leben. Es sind Ankerpunkte, die es sich setzt.

Immer weiter arbeiten ohne Pause, langes Sitzen am Laptop ohne frische Luft und abends vor dem TV sitzen und Netflix schauen, entsprechen einer Monotonie, die uns nicht guttut.

Die eigene Lebensgalerie, um ein weiteres faszinierendes Kunstwerk zu ergänzen, bedeutet aktiv dafür zu sorgen. Dem geschuldet habe ich die Idee eine mehrtägige Gravelbike-Tour durch Südafrika zu machen. Meinen Mann habe ich mit meiner Idee schnell begeistert.

Meine Wahl lautet Leben. Vielfalt. Abwechslung. Abenteuer - am liebsten draußen in Bewegung. Wie lautet deine?

Die grobe Strecken-Planung steht schnell. Ziel und Wendepunkt wird Cape Agulhas sein, der südlichste Punkt des Kontinents. Mein Mann plant pro Tag zwischen 100 und 120 km mit bis zu 1600 Höhenmeter auf den einzelnen Streckenabschnitten. Mein erster Gedanke ist, oh mein Gott, das sind zu viele Kilometer und Höhenmeter pro Tag.

Die erste Etappe führt von Stellenbosch nach Hermanus. Anschließend von Hermanus  nach Cape Agulhas. Nicht lange darüber nachdenken, sondern einfach machen und dann mit den Konsequenzen umgehen. Ein bisschen Abenteuer muss sein!

Am 23.12. radeln wir morgens mit Mini-Gepäck los. Eine der wichtigsten Erkenntnisse über all die Jahre Reisen für mich ist, je leichter und weniger Gepäck ich dabeihabe, desto einfacher ist es und desto freier bin ich. Zuviel Gepäck belastet – nicht nur in Gewicht.

Je näher wir dem Meer kommen, desto schärfer weht uns der Wind um die Nase, heftige Böen lassen uns auf dem Rad quasi stillstehen und schleudern mir zwischendurch den Schrecken ins Gesicht. Inzwischen bin ich ein paar Mal bei ähnlichen Konditionen Rad gefahren, so dass ich zwar immer noch angespannt bin, nur nicht mehr so extrem.

Meine größte Sorge ist, dass mich eine Windböe in ein Auto krachen lässt. Doch alles geht gut und reibungslos. Die Strecke entlang des Meeres ist traumschön. Die peitschenden Wellen, die Gischt, die über den Strand getragen wird und uns in einen feuchten Nebel hüllt, die Weite der stahlblauen Fläche fasziniert mich.

Endlich, nach 118 km kommen wir in unserem Guesthouse in Hermanus an. Wir haben ein wunderschönes, großes Zimmer mit grandiosem Blick auf die Berge. Wir relaxen in der Abendsonne und ich lasse mich auf der Sonnenschaukel in den Abend schaukeln. Was für ein Gefühl, die erste Etappe ist geschafft. Ich bin stolz und zufrieden, dass ich die Strecke so gut gemeistert habe. 

Obwohl ich müde bin, lässt der Schlaf auf sich warten. Ich bin noch elektrisiert von dem ereignisreichen Tag. Es stört mich nicht. Diese Momente fühlen sich an wie pures Leben.

Der nächste Morgen empfängt uns bewölkt, ein Hauch von Nieselregen legt sich über Hermanus. Es liegen 119 km vor uns Wendepunkt Cape Agulhas, davon 30 km Gravelroad.

Ich spüre den vorangegangenen Tag in den Beinen und wir haben Südostwind. Das bedeutet Gegenwind. Die ersten Kilometer merke ich es kaum außer, wenn ich einen Blick auf meine Garmin-Uhr werfe, die mir die langsame Geschwindigkeit anzeigt. Die Landschaft ist nach meinem Empfinden ein wenig eintönig, auch die Straßenführung eher langweilig. Einerseits bin ich froh darüber, andererseits ist es ein stupides in die Pedale treten. Immer mehr rückt bei mir der Gedanke, durchhalten, in den Vordergrund. Der Wind tut sein Übriges dazu. Ein nicht enden wollendes Rauschen in den Ohren, dröhnend, immer nerviger und anstrengender für Kopf und Geist.

Wir brauchen eine Pause und etwas zu Essen. Mitten im Nirgendwo ist dies gar nicht so einfach. Wir passieren einzelne Häuser und Hütten, sehen hie und da schon mal einen Bauernhof, doch nirgendwo gibt es ein Café, geschweige denn ein Restaurant. Schließlich erreichen wir Elim. Es ist ein kleiner, malerischer Ort mit bunt gestrichenen Häuschen. Wir haben Glück. Das ursprünglich geschlossene Café Maakit Mooi Coffee Shop macht gerade wieder auf. Es gibt hausgemachte warme Scones mit gesalzener Butter und Marmelade.

Wir lassen uns draußen nieder. Ich bin so kaputt und lege mich für ein paar Minuten auf die Bank. Die Landschaft ist eintönig, die Strecke langweilig, der Gegenwind bestialisch und meine Motivation im Keller. Mir ist bewusst, dass ich den Fokus auf etwas anderes lenken muss, um bei Laune zu bleiben und mental stark genug zu sein, um weiterzufahren. Daher genieße ich meinen Kaffee und bin dankbar für die kleinen, aber feinen Scones mit hausgemachter Aprikosenmarmelade. Wir sitzen wieder im Sattel und treten in die Pedale. Die Pause hat gutgetan und ich bin wieder etwas positiver gestimmt.

Vor der mentalen Stärke, gehst du zuerst durch ein Tal der Tränen

Mein Nacken zieht und nach den letzten 20 km Gravelroad mit Querrillen und dicken Steinen, schmerzt mein Knie. Die letzten Kilometer auf der staubigen und steinigen Gravelroad ziehen sich wie Kaugummi. Aufgeben ist keine Option, durchhalten und irgendwie ankommen ist meine Devise.

In meiner Vorstellung hatte ich mich schon nachmittags in dem Guesthouse am Meer am Cape Agulhas gesehen. Endlich kommen wir in unserem Guesthouse an – abends um sieben. Wir werden herzlich empfangen und bekommen das schönste Zimmer mit “Zen View”. Vom großen Bett aus sehe ich das Meer. Ich bin dankbar da zu sein, zu kaputt und körperlich angeschlagen, um überhaupt zu bemerken, dass Weihnachten ist. Wir sprechen darüber einen Tag zu verlängern und die wunderschöne Gegend zu genießen. 

Mein Kopf weiß, dass jeder Tag ein unbeschriebenes Blatt ist und einfach alles möglich ist. Der Rest von mir verlangt nach Pause und ist einfach nur erschöpft. Nach knapp 120km Strecke mit Gegenwind und 7 Stunden auf dem Rad, ist das einfach so.

Wir sagen das Weihnachts-Dinner bei Freunden ab und vereinbaren uns stattdessen am nächsten Tag zum Lunch zu treffen.

Der Blick auf das Meer und diese wundervolle Unterkunft und der liebevolle Empfang unserer Gastgeber entschädigt mich ein bisschen für die Strapazen. Ich kann wieder lächeln.

Am nächsten Morgen werden wir mit selbst gemachtem Granola, frischem Obst und duftendem Kaffee beglückt. Leider können wir nicht bleiben, da in Agulhas alles ausgebucht ist. Ich bin noch nicht wieder hergestellt, fühle mich überfordert und will mich nicht wieder quälen. Natürlich fehlt mir auch das regelmäßige Training.

Es ist wie mit allem Neuen und Ungewohnten. Erst fällt es uns schwer, fühlt sich komisch oder sogar schmerzhaft an, doch je öfter wir es tun, desto besser und reibungsloser klappt es. Übung macht die Meisterin und macht körperlich und mental stark!

So, ich hoffe dir hat der erste Teil gefallen und du kannst etwas für dich mitnehmen. Teil 2 kommt bald.

 

Mein Mann trägt einen 25l wasserdichten Rucksack von Ortlieb und ich habe die leichte Variante von Deuter AC Lite 22l auf dem Rücken.

Einmal Wechselklamotten für abends. In meinem Fall ein cooles Funktionskleid, was auch noch chic ausschaut und ich gönne mir ein Paar sehr leichte Flip Flops, sowie ein langärmeliges Laufoberteil.

Dann noch Schlafzeug – 1 T-Shirt und 1 Slip. Die Zahnbürste und eine kleine Tube Zahnpasta oder Zahnputztabletten dürfen nicht fehlen und natürlich Sonnencreme!

Die Radklamotten, die wir am Körper tragen reichen für 4 Tage.

An Verpflegung haben wir Wasser und ein paar Energie-Riegel im Gepäck – das war‘s.

Ich komme mit meinem Rucksack auf ein Gesamtgewicht von 4,5 kg. 

Die gesamte Strecke der Radtour: Stellenbosch – Hermanus – Cap Aghulas – Caledon – Franschoek – Stellenbosch

467 km mit 5000 Höhenmetern.

Der erste Teil führt entlang an einer der schönsten Küstenstrassen der Welt von Gordon’s Bay über Pringle Bay nach Hermanus.

Die Wegbeschaffenheit: von Asphalt, Feinsand bis groben Steinen ist alles dabei.

Der zweite Teil führt von Hermanus nach Cape Aghulas über Elim.  Etwa 30 km sind grober Gravel und viele Querrillen.

Der dritte Teil führt von Cape Aghulas mit Zwischenstopp in Struisbaai durch das Landesinnere nach Caledon.

Den vierten Teil beenden wir in Franschoek. Man kann auch bis Stellenbosch durchfahren. Wir wollten in Franschoek bleiben, um unserer Tour einen besonders schönen Abschluss zu geben. Teil 5 ist daher ein kurzes Stück Asphalt bis Stellenbosch.

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